Um 9 Uhr aufgebrochen.
Stralsund noch einmal durchquert. Ein ausgesprochen sympathisches Städtchen. Der Stadt-Hafen noch nicht durchgestylt, schöne Blicke, normales Leben.
Die historische Altstadt wie auf einer kleinen Insel gelegen.
Wie hätten die Romantiker und Schwärmer einst gesagt: „allerliebst“.
Dazu einige teils naturbelassene Teiche noch in der Kernstadt.
Schön.
Die heutige Tour sollte mich bis Barth führen. 30 km etwa. Absichtlich lief ich durch das Hinterland der Küste. Ich suchte etwas Abwechslung. (Zumindest optisch.)
Stoppelfelder kündeten den Herbst an. Es roch strohig, leicht modrig.
Die Dörfer still, halb verlassen, nur (manchmal etwas eigenartige) Alte.
Es war Samstag, da zieht ein geborener Ossi den Blaumann an, schneidet den Rasen, pinselt oder putzt den Zaun oder säubert die Dachrinnen.
Schon lange will ich einmal nachfragen, warum fast alle, die vor dem Haus arbeiten, einen Blaumann tragen? Woher kommt diese Tradition?
Und warum sehen hier so viele Vorgärten aus wie eine Disney-Film-Kulisse?
Die erhoffte optische Abwechslung blieb aus. Stundenlanges Gehen in immer braun-grüner Landschaft. Maisfelder, Stoppelfelder, frisch gesäte Äcker.
Ab und zu mal ein übergroßer Pilz.
In einem quietsche etwas. Als ich näher kam, entdeckte ich Franz. Im Zentrum des Pilzes hatte sich Regenwasser gesammelt wie ein kleines Pfützchen und Franz planschte hörbar vergnügt.
Franz behauptete er sei der kleine Bruder der großen Schwimmerin Von Almsick und er bereite sich auf die nächsten Olympischen Spiele vor. „Super“ sei das. Und er werde bestimmt Gold holen, was seine Schwester ja leider nie geschafft hätte.
Ich packte ihn ein. „Toll“, „Toll“ – hörte ich ihn in meinem Rucksack quietschen.
Im nächsten Dorf überraschend ein kleines Bio-Café.
Den Beeren-Quark-Kuchen mit einem großen hungrigen Schluck verspeist. Samt Sahne.
Ich wanderte weiter durch reichlich uninteressantes Gelände.
Nach einer Weile wurde mir das Gequietsche in meinem Rucksack zuviel. Ich ließ Franz noch einmal ‚raus, um sich in einer Schlammpfütze zu verlustigen.
„Uiuiuiuiui”, “Das freut mich jetzt total“. „Waaaahnsinnig toll geschwommen“.
(Irgendwie hatte ich dieses penetrante Gequassele in hoher Stimmlage schon einmal gehört. Kam das nicht von der ARD Kommentatorin Von Almsick bei den Londoner Olympischen Spielen?
Anscheinend ist der Wortschatz der Familie Almsick ziemlich begrenzt.)
„Uiuiuiuiui.”
Gegen 17:30 Barth erreicht. Ziemlich abgekämpft.
Hunger: Gebratener Dorsch mit Bratkartoffeln und Schrimps. (12,90 Euro.)
Fisch war frisch und einfach, aber ehrlich zubereitet. Ok.
Durst: Lübzer Pils. Mecklenburgische Regionalbrauerei. 1977 gegründet.
Ein schmackhaftes Bier, wenn auch der Geschmack sehr schnell nachlässt. (Ein Weinkritiker würde sagen: Kein langer Abgang). 3,20 Euro (0,4 l).
Eh ich mich versah, war Franz vom Glasrand in den BierPool gesprungen: „Toll“, „Super“ hörte ich ihn tauchend blubbern.
Unterkunft mit Sicht auf den Hafen. „Uiuiuiuiui.”
Teuer.