Kalt sollte es sein, die Sonne ab und zu ein wenig aufwärmen, die Gesamtlage gleichwohl diesig und die Sicht verschleiert bleiben.
So war es aus dem Wetterbericht herauszulesen und so trat es auch ein.
Im Wetterdeutsch: ein durchwachsener Tag.
Am Stadtrand von Emmerich, in einem Altarm des Rheins versteckt und geschützt: der Yachthafen.
Ich hatte dem Städtchen mit den dunklen Fassaden und den heiteren Menschen um 9 Uhr den Rücken zugewandt.
34 km sollte ich bis Nijmegen bewältigen.
Beinahe hatte ich schon das Gefühl vergessen, auf Deichen zu wandern.
Am Rhein konnte ich es wieder. Sehr lang.
Keine grandiose Auenlandschaft, aber dennoch schön.
Der Rhein tat seine Arbeit (transportierte Lasten) und ich tat meine (schleppte einen Rucksack, der langsam meine Schultern wundrieb).
Schon nach wenigen Kilometern lief ich wieder auf niederländischen Gemarkungen.
Gemächlich das Leben. Besonders heute – dem letzten Königinnen-Tag. Ein Feiertag, der ab nächstem Jahr Königstag heißen wird. Seit heute hat das Land einen männlichen Regenten: König Willem-Alexander.
Hier schien es niemand so richtig zu interessieren.
Schön die Altarme des Rheins.
Kurz vor Pannerden half eine kleine Fähre Fußgängern und Radfahrern die Rheinseite zu wechseln ohne nass zu werden (oder einen großen Umweg machen zu müssen).
Erst als ich schon einige Kilometer linksrheinisch weitergegangen war, fiel mir auf, dass ich überhaupt nicht auf die Rheinteilung geachtet hatte. Bei Pannerden verzweigt sich der Rhein, um anschließend in mehreren Armen ins Rheindelta auszuströmen.
Seltsamerweise nutzten das die Niederländer irgendwann einmal, um den Rhein „verschwinden“ zu lassen. Der dickste und wasserreichste Arm, den ich gerade entlang wanderte, heißt nun „Waal“. Das Rinnsal, das über Arnheim der Nordsee entgegen floss, durfte weiter Rhein heißen.
Ertrugen die Niederländer nicht, dass Papa Rhein vielleicht der Vater zweier Völker/Nationen war?
War der Rhein einfach zu sehr (mythisch und geschichtlich) mit Deutschland verbunden, dass man ihn hier nicht haben wollte?
In früheren Zeiten sollen Franzosen, Engländer und US-Amerikaner öffentlich in den Rhein gepinkelt haben, um Deutschland symbolisch zu demütigen. Tssss.
Streng genommen lief ich also nicht mehr an den Rheinufern!
Adrett die kleinen Weiler.
Störche lassen sich von der Namensgebung der Flüsse nicht beirren.
Ziemlich genau um halb sechs tauchte die Waal-Brücke von Nijmegen auf. Die Tour geschafft.
Ein Katzensprung ins Zentrum der Großstadt, aber was für ein Sprung!
Alle Strassen wie ein Tollhaus.
Die Niederländer feierten ihren neuen König.
Kein Platz, an dem es nicht laut wurde.
Das Fest war um diese frühe Zeit schon so weit fortgeschritten, das Heer der torkelnden Männer unüberschaubar groß, der Alkoholstrom breiter als der Rhein, den ich entlang gewandert war, dass es vor allem in der Nacht schwierig für mich werden würde, den Vorsprung der anderen einzuholen.
Ich sollte es nicht packen.
Treiben lassen wie im Rheinstrom!
Nur selten war jemand nicht in Oranje unterwegs.
Hunger: Türkisches Brot mit zweierlei Saucen. Köstlich!
Gebratene Gambas an einer schafen Tomatensoße. Mit Bandnudeln. Gekonnt!
Unterkunft: 65 Euro (mit Frühstück).