Gut gelaunt aufgewacht. Den Ortsname Blienschwiller muß ich mir merken. Herausragende Köchin, die im einzigen Lokal des Dorfes geradezu zaubert.

Guter Landschaftsarchitekt!
Ich werde wiederkommen. Und das bald!
Aber heute wollte ich erst einmal nach Deutschland zurück. Ich war jetzt lange genug in Fronkreisch.
33 lange Kilometer warteten auf mich. Bis Sasbach am Kaiserstuhl.
Die Wegkreuzdichte in diesem Teil des Elsass ist verblüffend.

On the bright side
Selbst Straßen führen direkt zum Kirchenaltar.

Last Exit
Als ich auf einer Obstwiese einen Apfel pflücken wollte, traf ich Nadine.
Sie machte gerade Rast und war ebenfalls auf dem Weg nach Deutschland.
Sie stammte aus dem Süden der Republik und wollte zu einem Trachtenfest im Schwarzwald.
Ich bot ihr an, sie mitzunehmen und sie willigte gerne ein.
Von der Weinstraße ging es sehr schnell in den flachen Oberrheingraben.
Beim Abschieds-Blick zurück sah ich die Burg Ortenberg. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstört.

In die Wolken gebaut
Gleich nebenan, von Wolken fast vollständig eingehüllt, das Schloss Haut-Kœnigsbourg. Auch diese Anlage wurde von den Schweden geschleift (was haben die hier eigentlich gesucht?).
Kaiser Wilhelm ließ sie Anfang des 20. Jahrhunderts mit Millionenaufwand restaurieren. Zum Spaß. Bezahlen mussten allerdings die Elsässer selbst. Heute profitieren sie wenigstens davon. 500.000 Besucher jährlich!

Hoch hinaus
Mangels Karte folgte ich wieder meinem Handy-Navi. Ich wollte über das Städtchen Sélestat zur Grenze. Aber mein Smartphone zeigte mir beharrlich „Schlettstadt“ an. Zuerst glaubte ich, es handele sich um einen Vorort. Ich brauchte noch eine Weile um zu begreifen, dass dies der deutsche Name Sélestats war.
Ich fragte mich, wer eigentlich das Google-Kartenprogramm programmiert? Und wieso er nicht die offiziellen Namen der Dörfer und Städte benutzt? War da ein Deutschtümler am Werk?

Kleine Stadt ganz groß
Das Zentrum nett, betulich, verwinkelt, die Häuser mit ein wenig Patina.
Ich setzte mich zusammen mit Nadine in ein Straßencafé und bestellte ein Bier.
Ich fragte sie, warum sie denn diesen langen beschwerlichen Weg aus Südfrankreich in den Schwarzwald unternehme.
Wortreich versuchte sie mir zu erklären, dass in Frankreich selbst Jugendliche wieder Tracht trügen. Und sie suche eine Gelegenheit, sich mit anderen über Grenzen hinweg über Tradition und Brauchtum zu verständigen. Sie habe gelesen, dass auch in Deutschland wieder viel Dirndl und Lederhosen getragen würden.
Ich erwiderte, dass das nur eine modische Verkleidung von Jugendlichen sei. Eine Art permanentes Oktoberfest. Komasaufen inklusive.
Nadine verzog ihr schönes Gesicht.
Sie hatte keinen Sinn für Ironie.
Der Weg bis zur Grenze langweilig. Ich lief einen Radweg, der eine viel befahrene Landstraße begleitete.
Vor dem Rhein kommt der Rheinseitenkanal oder der Grand Canal d’Alsace, wie er auf französisch heißt.
Die Grande Nation baut keine einfachen Kanäle. Es muss mindesten ein „Grand“ davor.
(Gibt es auch ein „Grand Pissoir?“)

Industriefluss
Staustufe und Wasserkraftwerk Marckolsheim.

Lastenfluss
Dann erst kommt Vater Rhein.
Irgendwo zwischen Grand Canal und Rhein (oder auf der Rheinbrücke?) lag die Grenze zwischen BRD und FR.
Man kann sie nicht mehr bemerken. Das war vorvorvorgestern.

Feierabendfluss
Nach 8 Stunden Sasbach am Kaiserstuhl erreicht. In einem Traditionsgasthaus untergekommen.
Durst: Sasbacher Chardonnay (4,20 Euro) und Sasbacher Weißburgunder (2,90 Euro).
Beides recht einfache Ausgaben, aber süffig.
Hunger:
Badischer Sauerbraten mit Nudeln. 15,20 Euro.
Was daran badisch war, hat sich mir nicht erschlossen. Es kann nichts mit den verwendeten Lebkuchengewürzen zu tun haben.
War o.k. Und war vor allem: extrem viel.
Unterkunft: 36 Euro (mit Frühstück).