Füssen ist ein babylonischer Ort. Vielfältige Sprachen in den Straßen.
Sicher kommen die Touristen nicht aus der weiten Welt hierher, um sich das eher langweilige Städtchen anzuschauen. Es gibt schönere in Bayern.

Rote Kapelle
Füssen ist Ausgangspunkt für die Tour zu den Königsschlössern des verrückten Ludwig II.
Und genau das hatte ich mir heute auch vorgenommen: eine Wanderung zu zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
Die Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein. Danach wollte ich noch ein wenig weiterlaufen. Es wurde schließlich ein sehr langer Tag und rund 40 Kilometer, die ich marschieren musste.
Um 9 Uhr hatte ich Füssen verlassen und mich über einen kleinen bewaldeten Hügel zum Schwansee aufgemacht.

Märchenwald
Der Nebel sollte den ganzen Tag mein Begleiter sein.

Swansee
„Japanische“ Stille um den Teich.

Variation von Swansee
Schilf, Gras, Seerosen meditierten und bewegten sich dabei nicht.

Sweet Rose of Bayern
Windlose Stille.

Kein Vorgartenteich
Von der Ruhe zum Tumult war es jedoch nicht weit. Eine halbe Stunde nur bis zu den Burganlagen. Und das babylonische Sprachgewirr schwoll orkanartig an. Tausende Menschen hatten sich an diesem kalten und grauen Sonntagmorgen aufgemacht, Traumfotos in ihre digitalen Tagebücher zu kleben.
Nur: Zu sehen bekamen sie fast nichts.
Hohenschwangau in Nebel gehüllt.

Fog Castle
Neuschwanstein fast unsichtbar.

Edgar Wallace was here
Ich hätte heute in vielen Sprachen das Wort „Scheiße“ lernen können. Hatte aber nicht die Geduld, mir die enttäuschten Schnappschüssler länger anzuschauen und zog weiter.

Ludwig II war Japaner!
Ausgesprochen schöne Herbst-Wanderwege durch die bayerische Provinz.

All along the …
Die Dörfer kompakt, nicht zersiedelt.

Bavaria
Manche mit wunderschönen alten Bauernhäusern.

Bavaria Ausschnitt 1

Bavaria Ausschnitt 2
Bauern bekam ich nicht zu Gesicht weder in den Straßen noch auf den Feldern.
Nur ein paar verspielte Kinder auf Fassaden.
Bayern weiß sich zu inszenieren!

Bavaria Ausschnitt 3
Erstaunlicherweise fiel mir das Gehen leicht heute. Nicht einmal Pausen brauchte ich. Sehr gleichmäßig mein Schritt.

Alle Wege führen zum Kreuz
Ich genoss die Ruhe. Der Nebel nahm der Landschaft die Akzente.

Kein weg net ohne Viech
Kontrastarm auch meine Gedanken. Sie marschierten so mit meinen Füßen mit. Irgendetwas dachte in mir, aber schon im nächsten Moment konnte ich mich daran nicht mehr erinnern.
Manchmal eine seichte Furt und ein kleiner Zweifel: Which way to go?

Which way?
Es wurde spät und dunkel.
Finsternis sah mit Hundert schwarzen Augen aus den Tannenbäumen. (Frei nach Goethe.)

Wegmarke
Das Hochmoor glühte sich noch einmal warm für die kalte Nacht, die jetzt hereinbrach.

Lieber Herbst
Nach 11 Stunden und in ziemlicher Dunkelheit erreichte ich Unterammergau.
Durst: Paulaner Bier. (Nicht gerade meine Lieblingssorte.)
Hunger:
Brätsuppe: 3,50 Euro. Deftig und schmackhaft.
Allgäuer Kässpätzle. 7,50 Euro, Preis gut. Essen leider nicht.
Unterkunft: 65 Euro (mit Frühstück).
(Mit dem Zug war ich ins 4 km entfernte Oberammergau gefahren und hatte mir dort ein Quartier gesucht.)
Spät saß ich noch in einer Wirtschaft und sah den heimischen Stammtischbrüdern beim Watten zu.
Ein ziemlich schlitzohriges Kartenspiel.
Am Ende deines Weges wird er zum west-östlichen. Pfälzer trifft in Bayern ZEN.