Kalt! Aber Frühsonne. Halb neun.

Im Mittel ziemlich alt
Ich beschloss von Stein aus auf der nördlichen Rheinseite weiterzulaufen. Also zuerst auf der deutschen Seite.
Ich wollte bis Konstanz kommen. 24 km. Nicht so weit.
In Null Komma Nix die Schweiz wieder verlassen und Deutschland betreten. (Hätte ich meinen Pass stempeln lassen müssen, wäre er nur auf dieser Tour voll geworden. So viele Grenzübertritte an zwei, drei Tagen. Aber Pässe – was war das nochmal in Europa?)
Der Rhein gab sich unnahbar.

Fern und doch nah
Und der Rheinuferweg entfernte sich immer mehr vom Ufer. „KEIN DUCHGANG!“, „PRIVAT!“.
Deutschland! Zugebaut! 90 Prozent des Ufervermögens befinden sich in der Hand von 5 Prozent der Uferlos-Vermögenden!
Da wird man noch wider Willen zum Marxisten!
Kampf für den Freien Uferblick!

Nah und doch so fern
Villa nach Villa mit exklusivem Strandzugang.
Die Zweitwagen passen nicht mehr in die Garagen.

Nahverkehr der Anlieger
Öffentlichen Zugang zum Rhein gab es auf dieser Strecke nur, wo es auch eine öffentliche Toilette gab.
Anyway – nicht so kleinkariert denken! Dort, wo der Rhein sich für die Sterblichen blicken ließ, zeigte er sich von seiner malerischen Seite.
Dabei zweifelte ich manchmal, ob das noch der Rhein oder schon der Bodensee war.

(H)öffentlich
Sicher war nur: Auf der gegenüberliegenden Seite lag die Schweiz und ich lief in Deutschland umher.

On the other side
Aber war dieser Fischer jetzt Schweizer oder Deutscher? War er Bodensee- oder Rheinfischer? Was sagte die Europäische Union dazu?

Fischt nicht im Trüben
Wie auch immer. Ein Zeppelin zeigte mir an, dass ich mich in Bodenseenähe bewegte.

brennt nicht
In Hemmenhofen bestieg ich eine Fähre, um mich auf die Schweizer Seite zu beamen. Zum einen, um mich anständig von den Eidgenossen zu verabschieden. Zum anderen war es der einzige Weg, um heute noch Konstanz zu Fuß zu erreichen.
Im Rheindörfchen Steckborn könnte man gut Venedig Filme doubeln.

Canale Grande
Spätestens bei Berlingen weitete sich der Rhein zum Bodensee. Grandios! Schwäbisches Meer!

Blick weiten
Ich beobachtete einen älteren Herren mit weißem knautschigen Schlapphut, wie er locker ein Speedboot zu sich heranzog und zum Ausflug sattelte.
„Gute Fahrt“ rief ich ihm hinterher. Er drehte sich um und öffnete sein Herz:
Maurer habe er gelernt. Dann habe er sich spezialisiert und sich selbständig gemacht. 35 Jahre habe er so malocht.
Jetzt, mit 73 sei es Zeit zu genießen.

Satisfy your mind
Mit einer Hand wies er zum Ufer und zeigte mir sein Haus, auf dessen Balkon seine Frau stand und ihm zuwinkte.
Kein schöner Land als hier!
Mit seinem Speedboot fuhr er zu seinem eigentlichen Schiff, das weiter draußen im Wind schaukelte.

Ein herzliches „Auf Wiedersehen!“
Die uneingeschränkte Zufriedenheit dieses Mannes mit sich und seinem Leben beeindruckte mich.
Das Schweizer Ufer – anders als in Deutschland – öffentlich zugänglich. Der Uferweg meist dicht am Wasser, nur ganz am Schluss entfernte er sich und führte durch Bio-Äcker zur deutschen Grenze.

Bio bis zum Horizont
Moderne Kartoffelbauern haben keine Schwielen mehr an den Händen.

Kartoffelgräber
An der Stadtgrenze zu Konstanz: ein verlassenes Zollhaus.
Wie liebe ich Schengen!

Exit Schweiz
Nach 7 Stunden das Zentrum Konstanz‘ erreicht.
Die Stadt wegen Überfüllung geschlossen.

Have fun
Messen, Indian Summer Wochenende, Oktoberfest.

Hicks
Kein Zimmer! Zig Hotels besucht. Zigzig Hotels angerufen. Nix!
Ich musste die schöne Konstanzer Kurtisane Imperia verlassen!

Big breasted woman
Mit dem superschnellen Katamaran setzte ich ans andere Ufer über.

She’d rather go wild
Nach Friedrichshafen. Dort fand ich Quartier.
Hunger: Wildgulasch. Richtig klasse!
Angenehme Unterkunft. Gasthof von Familie in 4. Generation geführt.
65 Euro (mit (super) Früstück).